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Das unbewusste Erlernen der Muttersprache nach Montessori

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Die unterbewusste Aufnahme der Muttersprache

Es fasziniert mich, wie ein Kind Sprache bzw. die Muttersprache erlernt. Laut Montessori sind „Erwachsene kaum in der Lage, die benötigten Laute einer Sprache zu erfassen, geschweige denn, diese wiederzugeben“.

Sprache ist die Basis für das soziale Miteinander. Sprache, wozu später auch das geschriebene Wort gehört, ist etwas sehr wichtiges und erschließt uns Dimensionen, die teilweise unvorstellbar sind.
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Maria Montessori, 1870-1952
Ital. Ärztin, Reformpädagogin, Psychologin und Philosophin

Ein Kind nimmt seine Muttersprache in den ersten Jahren seines Lebens in ihrer Gesamtheit auf. Ohne Differenzierung zwischen Lautlehre, Wortlehre, Bedeutungslehre und Satzlehre.

Es baut den „Mechanismus“, den es für die Erzeugung der Laute dieser Sprachen benötigt, im Gehirn auf.

Es ist bedeutungslos, wie kompliziert oder schwierig diese Sprache in ihrer Grammatik oder Aussprache ist.

Ein Beispiel dafür ist die lateinische Sprache. Diese wurde von den Sklaven des römischen Kaiserreiches in der gleichen komplizierten Art gesprochen, wie es auf den Gymnasien heute gelehrt wird. Und doch hat jedes ungebildete Kind dieser Sklaven seine Muttersprache auf die gleiche anstrengungslose und leichte Art gelernt, wie wir unsere.

Auszug aus Montessoris 'Die schöpferische Periode'

„Der Mensch hat bei seiner Geburt nur ein einziges Ausdrucksmittel: das Weinen. Beim menschlichen Wesen handelt es sich also nicht um eine Entwicklung, sondern um eine Schöpfung, die vom Nullpunkt ausgeht. Der wunderbare Schritt, den das Kind zurücklegt, führt vom Nichts zum Etwas, und es fällt uns schwer, dieses Wunder verstandesgemäß zu erfassen. Dieser Schritt verlangt eine Geistesform, die sich von der der Erwachsenen unterscheidet. Das Kind verfügt über ganz andere Kräfte, und die Schöpfung, die es vollbringt, ist keine Kleinigkeit: die Schöpfung des Ganzen. Es schafft nicht nur die Sprache, sondern formt auch die Organe, die es ihm ermöglichen, zu sprechen. Jede körperliche Bewegung, jedes Element unserer Intelligenz, alles, womit das menschliche Individuum ausgestattet ist, wird vom Kind geschaffen. Eine wundervolle Eroberung, die unbewusst vollbracht wird.“

Die schöpferische Periode – Vom unbewussten Aufnehmen zum bewussten Tun

Mit der Aufnahme der Eindrücke macht sich ein Kind seine Umwelt unterbewusst zu eigen. Noch bevor ein Kind anfängt zu sprechen, hat in ihm bereits eine unterbewusste psychische Entwicklung stattgefunden. Diese kindliche Schöpfung vollzieht sich scheinbar im Verborgenen und ist für mich aus diesem Grund unbegreiflich und faszinierend.

Die Eindrücke, die ein Kind unterbewusst psychisch aufgenommen und sich zu eigen gemacht hat, werden nach und nach bewusst erfahren und umgesetzt.

Die kindliche Sprachentwicklung

Wie wir nun wissen, drückt sich ein Kind zunächst über das Weinen aus. Beginnend mit den ersten Lautbildungen ab der 8.-10. Lebenswoche und den ersten Worten ab dem 10.-12. Lebensmonat wendet das Kind die Sprache immer mehr an. Es bildet immer mehr Worte und Sätze und wird zunehmend sicher im Umgang mit der Grammatik seiner Muttersprache.

Mit der ungefähren Altersgrenze von zweieinhalb Jahren beginnt zunehmend die bewusste Intelligenz, sprich das bewusstere Erlernen der Sprache. Sie ist nicht mehr durch Explosionen gekennzeichnet, schreitet aber mit einer großen Lebendigkeit und Spontaneität fort.

Das Kind hat die Sprache selbst geschaffen. Das Kind ist Baumeister des Menschen. Deshalb muss dem Kind die Hilfe, deren es bedarf, und eine Führung geboten werden, damit es nicht allein voranschreiten muss.
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Maria Montessori, 1870-1952
Ital. Ärztin, Reformpädagogin, Psychologin und Philosophin

Welche Bedeutung hat diese Erkenntnis für die Sprachentwicklung des Kindes?

Ich finde es spannend zu wissen, dass ein Kind aufgrund dieser Aufnahme der Eindrücke, die es in seiner Umgebung erfährt, spontan seine Muttersprache erlernt.

Ein Kind zwischen zwei und zweieinhalb Jahren kennt, im Normalfall ca. 200 bis 300 Wörter während es mit ca. 6 Jahren über tausende Wörter verfügt. Es kennt die Regeln und weiß schon relativ sicher mit seiner Muttersprache umzugehen.

Dieses Wissen erfordert von uns ein Handeln. Wir müssen uns fragen, was wir tun können und welche Umgebung wir dem Kind vorbereiten müssen, um es zu unterstützen.

Dies ist ein Ausschnitt aus dem Film „Der Wolfsjunge“ von Francois Truffaut.
Er handelt von einem 10 jährigen Jungen, der im 18. Jhdt in den Wäldern Frankreichs abseits der Zivilisation aufgefunden wurde.
Er konnte nicht sprechen und war auch nicht in der Lage, sich zu verständigen. Der französische Arzt Jean Itard, der viel Erfahrung in der Förderung von taubstummen Kindern hatte, nahm sich seiner an…

Dieser Film beruht auf wahren Begebenheiten und ist ein anschauliches Beispiel für eine späte Sprachförderung. Je später ein Kind gesprochene Sprache und Sprachvorbilder in seiner Umgebung vorfindet, umso schwieriger ist es für das Kind, Sprache zu erlernen. In diesem Fall hat der Junge nie wirklich zu sprechen und zu kommunizieren gelernt.

Noch eine Anmerkung, bei der Recherche habe ich eine Erkenntnis dazugewonnen, die den Kreis für mich so wunderbar geschlossen hat. Jean Itard, der das Kind aufgenommen und gefördert hat, war einer der Ärzte, von denen Maria Montessori inspiriert wurde und viel gelernt hat. Materialien, die er entwickelt hat, hat sie adaptiert und weiterentwickelt. Diese werden heute noch in der Pädagogik – insbesondere der Heilpädagogik – erfolgreich eingesetzt!

Fazit

Ein Kind muss in seiner Umgebung Menschen vorfinden, die sprechen und mit ihm kommunizieren, sonst wird es nicht fähig werden zu sprechen.

Ein junges Kind, das in seiner Umgebung eine gehobene Sprache und einen reichen Wortschatz vorfindet, wird diese fest in sich aufnehmen können. Daher sind die direkten Sprachvorbilder in seiner Umgebung von großer Bedeutung.

Eltern sind die wichtigsten Kommunikationspartner des Kindes und aus diesen Gründen ein wesentlicher Bestandteil zur Unterstützung der kindlichen Sprachentwicklung.

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