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Late Talker – Hilfe, mein Kind spricht nicht

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Der 2-jährige Paul ist ein sogenannter „Late Talker“. Er spricht nur wenige einzelne Worte und schafft es nicht, seine Bedürfnisse verbal zu äußern. Er wird von den anderen Kindern im Kindergarten nicht gerne als Spielpartner gewählt, da er seine Bedürfnisse und Wünsche fast auschließlich mithilfe von Beiß- und Faustattacken durchsetzt bzw. so auch Konflikte löst. Auch Zuhause kommt es häufig zu Streitereien mit der älteren Schwester. Paul wirkt oft zornig und aggressiv. Seine Mutter ist sehr besorgt. Der Sprachbeurteilungstest bei der U7 war auffällig ausgefallen. Der Kinderarzt meint, dass sie sich noch keine Gedanken machen müsse, da Paul in den anderen Bereichen unauffällig sei. Auch der durchgeführte Hörtest zeigt keine Auffälligkeiten. Paul sei einfach nur ein bisschen sprachfaul…

In den über 20 Jahren meiner Arbeit mit Kindern stieß ich auf viele besorgte Eltern von Kleinkindern mit verzögerter Sprachentwicklung (sogenannte „Late Talker“ oder auch „Späte Sprecher“). Sorgen und Ängste, aber auch Hilflosigkeit und Überforderung bestimmten die ganze familiäre Situation.

Woran erkenne ich, dass mein Kind ein Late Talker ist?

Meist ist es schon der mütterliche Instinkt, der primär geweckt wird und erste Alarmglocken läuten lässt. Der Vergleich des eigenen Kindes mit gleichaltrigen Kindern auf dem Spielplatz steigert die eigene Vermutung, dass es in der Sprache nicht altersgemäß entwickelt ist.

Wie die Bezeichnung „Late Talker“ oder auch „Späte Sprecher“ schon vermittelt, fallen diese Kinder durch einen verspäteten Sprachbeginn auf. „Late Talker“ bilden ihre ersten Worte meist erst nach dem ersten Geburtstag, in der Regel zwischen dem 18. und dem 24. Lebensmonat.

Ein Kind gilt als Late Talker, wenn es im Alter von zwei Jahren einen aktiven Wortschatz von weniger als 50 Wörtern aufweist und/oder noch keine Zwei-Wort-Kombinationen produziert, sich in anderen Entwicklungsbereichen jedoch altersentsprechend entwickelt.
Rescorla, 1989

Die Folge ist, dass sich „Late Talker“ zum Zeitpunkt ihres 2. Geburtstages mit nur wenigen Einzelworten verständigen. Zur Kommunikation nutzen sie noch vermehrt ihre Mimik und Gestik. Sie zeigen z.B. auf Dinge, die sie haben möchten.

Auch die sogenannte „Wortschatzexplosion“, bei der ein Kind in kurzer Zeit viele neue Wörter aktiv verwendet, tritt verzögert ein oder bleibt komplett aus.

Erste Wortkombinationen, wie z.B. „Mama spielen“ oder „Bär haben“, werden meist erst mit ca. 36 Lebensmonaten gebildet. Des Weiteren nutzen „Late Talker“ vorwiegend Vokale und haben Schwierigkeiten, kleine Aufforderungen zu verstehen und zu befolgen.

Laut verschiedener Studien (z.B. Sachse et al., 2007) sind Jungen drei- bis viermal häufiger von einer Sprachentwicklungsverzögerung betroffen als Mädchen. Zudem ist der Anteil an zweit-, dritt-, oder viertgeborenen Kindern deutlich höher.

Wie und wann wird die Diagnose Late Talker gestellt?

Bei der kinderärztlichen Untersuchung U7 wird der Sprachentwicklungsstand der Kinder ermittelt. Diese erfolgt zwischen dem 21. und 24. Lebensmonat.

Die kinderärztliche Untersuchung U7 wird von über 90% der Eltern wahrgenommen. Sie bildet – mithilfe der zusätzlichen Sprachentwicklungsbeurteilungtests – eine sehr gute Chance, frühzeitig Kinder mit verzögerter Sprachentwicklung zu ermitteln.

Das Thema „kinderärztliche Maßnahmen“ habe ich in folgendem Artikel intensiv behandelt:

„Late Talker“ – „Late Bloomer“

Einem Teil der Kinder (ca. 30 – 50 %) gelingt es selbständig, den sprachlichen Rückstand aufzuholen. Diese Kinder werden als sogenannte „Late Bloomer“ oder „Spätstarter“ bezeichnet. „Late Bloomer“ haben zwar auch zunächst einen geringen Wortschatz, legen aber zu gegebener Zeit ein kräftiges Aufholverhalten an den Tag.

Es gibt derzeit jedoch noch keine verlässliche Vorhersage, welches Kind seinen sprachlichen Rückstand spontan aufholen kann und welches Kind längerfristige Sprachprobleme entwickelt.

Ca. 50 – 70 % der „Late Talker“ können den sprachlichen Rückstand nicht selbstständig aufholen. Bei diesen Kindern ist das Risiko hoch, dass sie nach dem dritten Lebensjahr leichte bis schwere Sprachauffälligkeiten entwickeln!

Welche Auswirkungen können entstehen?

Primär muss man jedes Kind individuell beobachten! Manche Kinder zeigen neben den sprachlichen Schwierigkeiten keine weiteren Auffälligkeiten. Bei anderen treten Probleme im Sozialverhalten, in der Ausdauer und Konzentration, oder in anderen Bereichen auf.

Die sprachlichen Auffälligkeiten nehmen mit dem Alter der Kinder zu.
Rescorla, 1989
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Spätfolgen: Aus einer Sprachentwicklungsverzögerung kann sich eine Sprachentwicklungsstörung entwickeln (siehe Grafik). Diese kann zu unterschiedlichen Störungen in anderen Entwicklungsgebieten führen, die die Persönlichkeitsentwicklung des Kindes nachteilig beeinflussen. Dazu zählen unter anderem Lernstörungen, die sich auf die Schul- und Berufslaufbahn auswirken können. Häufige Folge einer Sprachentwicklungsstörung ist die Lese-Rechtschreibschwäche (LRS).

Ab wann sollten „Late Talker“ alltagsintegriert Sprachförderung erhalten?

„Abwarten, das kommt von allein!“ Solche Kommentare bekommen Eltern oft zu hören, wenn sie sich Sorgen um die Sprachentwicklung ihres Kindes machen.

Dennoch sollte ein Kind mit einer Sprachentwicklungsverzögerung ab dem 24. Lebensmonat alltagsintegriert Sprachförderung erhalten. Dadurch wird die Prognose verbessert, dass es den sprachlichen Rückstand aufholt und das Risiko langfristiger Sprachprobleme vermindert.

  • Der passive sowie der aktive Wortschatz und die Satzbildungsfähigkeit des Kindes wird gefördert.
  • Das kindliche Interesse an Sprache und Kommunikation wird angeregt.
  • Die sprachsensible Phase wird optimal genutzt.
  • Die Mitteilungsfreudigkeit des Kindes wird geweckt.
  • Der selbstbewusste und unbeschwerte Umgang des Kindes mit der eigenen Sprache wird unterstützt.
  • Das familiäre Kommunikationsverhalten wird optimiert.

Warum ist alltagsintegrierte Sprachförderung für Late Talker wichtig?

Das Beste, was Eltern tun können, ist ihren Kindern ein reichhaltiges Umfeld bieten, das den Spracherwerb fördert.
professor-andrew-whitehouse-autismcrc-montima
Professor Andrew Whitehouse et al. Pediatrics, 2011
Direktor für Forschungsstrategie, PhD (Psychologie), B Sc (Logopädie)

Meine Erfahrung bestätigt das oben angeführte Zitat zu 100%!

Gerade im täglichen Umgang können Eltern durch alltagsintegrierte Sprachförderung selbstständig sehr viel bewirken. Die bedeutende sprachsensible Entwicklungsphase wird optimal genutzt, ohne wesentliche Zeit verstreichen zu lassen.

Was sensible Entwicklungsphasen sind und bedeuten, habe ich in folgendem Artikel näher beschrieben:

Eltern sind in dieser Entwicklungsphase die wichtigsten Kommunikationspartner des Kindes und haben somit die besten Möglichkeiten, dem Kind auf dem Weg zur Sprache zu helfen.

Mithilfe einfacher, praktischer und anregender Methoden können Eltern ihrem Kind so den Spaß an der Sprache vermitteln.

Alltagsintegrierte Sprachförderung, im eigenen sozialen Umfeld und von den engsten Bezugspersonen gibt dem Kind zusätzlich Sicherheit und stärkt es, seine Schwierigkeiten zu überwinden.

Dadurch wird logopädische Therapie eventuell nur vermindert oder gar nicht mehr notwendig. Bei dem Kind, das logopädische Therapie benötigt, wird die Wirkung der logopädischen Maßnahmen enorm unterstützt und verstärkt! Eltern sind einfach die wichtigsten Bezugspersonen, Kommunikationspartner, Begleiter und Unterstützer des Kindes und aus diesen Gründen ein wesentlicher Bestandteil zur Unterstützung der kindlichen Sprachentwicklung.

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