Die Sorge vieler Eltern in meinen Elternsprechstunden ist hoch. Ihr Kind spricht nicht altersentsprechend und die Wortschatzexplosion ist noch nicht eingetreten. Natürlich vergleicht man sein Kind mit Altersgenossen. Manche Kinder sprechen mit 18 Monaten Zwei-Wort-Sätze, andere nur “Mama” und “Papa”. Wie soll man da unbesorgt sein, wenn es solch große Unterschiede in der Sprachentwicklung gibt?
Wann setzt die Wortschatzexplosion im Normalfall ein?
Zwischen dem 18. und 24. Lebensmonat kommt es zur sogenannten Wortschatzexplosion. In dieser Zeit lernt ein Kind täglich bis zu 10 neue Wörter.
Kann die Wortschatzexplosion ausbleiben?
Manchmal tritt diese Wortschatzexplosion nicht ein oder entwickelt sich nur schwach. Die Ursachen dafür sind vielfältig. Eine Ursache dafür sind zum Beispiel vorübergehende Hörstörungen. Diese treten bei Kindern im Alter von 2 Jahren häufig auf, klingen später ab und geraten in Vergessenheit.
Welche Auswirkungen hat eine ausbleibende Wortschatzexplosion?
Betroffene Kinder haben später oft Wortfindungsstörungen. Ihnen fällt es schwer, das richtige Wort zu finden und sie wissen oft die genaue Bedeutung sehr einfacher Begriffe nicht wirklich. Zudem verstehen sie häufig Äußerungen falsch und haben in der Schule Schwierigkeiten beim Lesen und Schreiben. Sie leiden unter der sogenannten Lese- Rechtschreibschwäche. Vielen diese Kinder wird Desinteresse und Geistesabwesenheit vorgeworfen. Dabei fällt es ihnen nur schwer, die Bedeutung eines Begriffes zu erkennen und sich zu merken. Darunter leidet die Gedächtnisleistung der Kinder.
Wie kann man das feststellen?
Bei Kindern, die Sprachentwicklungsschwierigkeiten haben, ist es wichtig, dies zu testen. Eltern sollten nachprüfen, ob ihr Kind den einen oder anderen Begriff überhaupt kennt. Es sind oft sogar überraschenderweise ganz einfache Begriffe. Die Begriffe, die täglich gebraucht werden. Deren Bedeutung und geläufiger Gebrauch seht diesen Kindern häufig nicht ausreichend zur Verfügung.
Muss man die Wortschatzexplosion nachholen, wenn sie nicht eingetreten ist?
Auf jeden Fall! In der Zwischenzeit sind für das Kind andere Aufgaben in der kindlichen Entwicklung wichtig geworden, der natürliche Wortschatzerwerb verlangsamt sich. Die natürliche Wortschatzexplosion tritt nicht mehr ein. Ohne Förderung lässt sich diese nicht nachholen. Die meisten Wörter müssen “nachgelernt” werden – fast wie bei dem Erlernen einer Fremdsprache.
Können Eltern den Wortschatzaufbau ihres Kindes fördern?
Absolut!
Gerade Eltern können den Wortschatzaufbau und die Festigung des Wortschatzes bei ihrem Kind fördern.
Mit einfachen Methoden und im täglichen Umgang ist dies sehr gut umsetzbar.
Davon profitieren diese Kinder, da für sie der Wortschatzerwerb im alltäglichen Umgang leichter ist. Er behält eine natürliche Leichtigkeit und mutiert nicht zu einem mühselgen Auswendiglernen.
Zudem reduziert sich bei diesen Kindern das Risiko von Spätfolgen, wie zum Beispiel Wortfindungsstörungen oder Lese- Rechtschreibschwäche, die ihre schulische Laufbahn negativ beeinflussen können.